Eisenbahn auf der Insel Usedom
Strecke Zinnowitz - Peenemünde
In Zinnowitz zweigt die 13 Kilometer lange Strecke nach Peenemünde von der Strecke Wolgast - Heringsdorf ab. Die Strecke ist durch die Heeresversuchsanstalt Peenemünde, unter dem Namen „Werkbahn Peenemünde“, bekannt geworden. Im Juli 1937 eröffnet und 1941 mit 1200Volt Gleichspannung elektrifiziert, diente sie dem Transport von Gütern und Militärangehörigen. Zum Einsatz kamen hier elektrische Triebwagen, welche denen der Berliner S-Bahn ähnelten. Aus diesem Grund waren die Bahnhöfe mit Hochbahnsteigen ausgerüstet. Am Haltepunkt Karlshagen-Siedlung ist ein solcher noch erhalten geblieben!
Der elektrische Betrieb wurde direkt nach dem zweiten Weltkrieg eingestellt und die elektrischen Anlagen demontiert. Die Züge wurden fortan mit Dampf- und später mit Diesellokomotiven gefahren.
Mit Übernahme der Usedomer Bäderbahn verkehrten hier die „Ferkeltaxen“ der Baureihe 771/772. Heute pendelt auf der, überwiegend im Waldgebiet verlaufenden, Strecke ein Triebwagen der Baureihe 646 im Stundentakt.
Für den Einsatz auf der 13 km langen Stichbahn Zinnowitz – Peenemünde rüstete die UBB 1997 zwei Triebzüge (772 201+972 201 und 772 202+972 202) auf den Betrieb mit Erdgas um. Am 5.6.1999 steht das Gespann aus 972 202 und 772 201 als RB122 nach Peenemünde abfahrbereit in Zinnowitz.
Aus Peenemünde kommend fährt der 646 128 am 29.7.2004 als UBB24117 in Zinnowitz ein. Im Hintergrund ist der Lokschuppen mit den beiden abgestellten Lokomotiven der Baureihe 201 zu erkennen.
Fünfzehn Jahre später hat die alte Signaltechnik längst ausgedient! Am Bahnsteig in Zinnowitz steht der 646 123 bereit zur Fahrt nach Peenemünde, 21.8.2019.
Am 12.8.2019 hat der 646 123 gerade den Bahnhof als RB18720 nach Peenemünde verlassen. Im Vordergrund verläuft die Strecke nach Wolgast.
Drehen wir die Zeit noch einmal um 20 Jahre zurück: An gleicher Stelle schaukelt der 972 202+772 201 als RB124 nach Peenemünde, 5.6.1999.
236,2 Kilometer von Berlin bzw. 1,2 Kilometer von Zinnowitz verlaufen die Strecken nach Wolgast und Peenemünde parallel. Hier habe ich am 31.7.2004 die UBB24117 auf den Film gebannt.
Im Zuge der Sanierung der Strecke wurde der Endbahnhof Peenemünde auf ein Minimum reduziert - gerade mal ein Gleis ist übrig geblieben! Hier steht die RB18719 bereit zur Fahrt nach Zinnowitz, 21.8.2019.
Am 5.6.1999 hörte der Endbahnhof noch auf den Namen „Peenemünde Dorf“. Hier steht das aus dem 772 201 und 972 202 gebildete Gespann von vorhin schon wieder bereit zur Rückfahrt nach Zinnowitz.
Im Außenbereich des Historisch-Technischen Museums Peenemünde ist, neben einer V2-Rakete, der 426 002 (ehemals ET182 01) ausgestellt. Der Triebwagen wurde in den 30er Jahren für den Betrieb auf der mit 1500 Volt Gleichspannung elektrifizierten Strecke Zinnowitz – Peenemünde aus einem Berliner S-Bahn-Triebwagen umgebaut. Während des 2.Weltkrieg gelangte dieser in den Westteil Deutschlands und so in den Bestand der Deutschen Bundesbahn. Nach mehrmaligen Umbauten wurde der, nun als 426 002 bezeichnete, Triebwagen 1978 beim Bw Koblenz-Mosel ausgemustert. Nach langjähriger Abstellzeit u.a. in Garmisch-Partenkirchen konnte der 426 002 im Jahr 2004 in seine alte Heimat zurück überführt werden.
Strecke Züssow - Wolgast
Einst als Stichbahn errichtet, stellt die 20 Kilometer lange Strecke Züssow – Wolgast seit 1945 die einzige Bahnverbindung vom Festland zur Insel Usedom dar. Die Fahrgäste mussten allerdings in Wolgast Hafen aussteigen und den Weg zum, auf der Insel gelegenen, Bahnhof Wolgaster Fähre zu Fuß zurücklegen.
Im Jahr 1989 wurde die Strecke von der Deutsche Reichsbahn mit einer Einfachfahrleitung elektrifiziert. Fortan kamen hier die Elektrolokomotiven der Baureihen 242 und 243 mit Doppelstockwagen zum Einsatz.
Zehn Jahre später wurde auch diese Strecke von der UBB übernommen und bis 2004 grundlegend saniert. Dabei wurde auch die Fahrleitung wieder abgebaut!
Mit Errichtung des „blauen Wunders“, der Peenebrücke, eine kombinierte Straßen- und Eisenbahnklappbrücke, können seit 2000 wieder durchgängig Züge auf die Insel Usedom fahren.
Obwohl die Strecke von Züssow nach Wolgast Hafen seit 1989 elektrifiziert war, kamen hier im Sommer 1999 bereits Diesellokomotiven zum Einsatz! Am Vormittag des 5.6.1999 steht die Rostocker 219 155 mit der RB 33910 nach Wolgast Hafen abfahrbereit in Züssow.
Am 5.6.1999 wartet die 219 096 mit der RB 33931 in Buddenhagen die Kreuzung mit dem Gegenzug ab. Nach Übernahme der Strecke durch die UBB im Jahr 1999 wurde die nicht mehr benötigte Fahrleitung nach gerade mal zehn Jahren wieder abgebaut!
Auf den Strecken der UBB dominieren die Triebwagen der Baureihe 646. Der aus Hamburg-Altona kommende Urlaubs-IC2637 bot hier mal eine willkommene Abwechslung, fotografiert am 6.8.2004 bei Hohendorf.
Ebenfalls bei Hohendorf dieselt der 624 624 als D38599 aus Ahlbeck Grenze nach Potsdam Hbf, 5.8.2004.
Aus Ahlbeck Grenze kommend fährt die UBB24426 nach Stralsund am 5.8.2004 in Wolgast Hafen ein, 5.8.2004. Nach Errichtung der neuen Peenebrücke wurde der Bahnhof Wolgast-Hafen zum Haltepunkt zurückgebaut.
Aufgrund des Anstrichs bekam die 1996 erbaute Peenebrücke den Namen „blaues Wunder“. Seit 2000 nutzen auch die Züge diese kombinierte Straßen- und Schienenklappbrücke.
Strecke Ducherow - Swinemünde
Wie bereits im Vorwort erwähnt, führte die ursprüngliche Verbindung von Berlin auf die Insel Usedom bis 1945 über die zweigleisige Hauptstrecke von Ducherow über Swinemünde nach Heringsdorf. Obwohl diese Strecke bereits 1945 stillgelegt und anschließend als Reparationsleistung abgebaut wurde, kann man heute noch vielerorts Relikte der Eisenbahn finden. Während meines Sommerurlaub 2019 war ich hier auf Spurensuche:
Ende des zweiten Weltkriegs wurden die festen Teile der Brücke bei Karnin von der Wehrmacht gesprengt. Nur der mittlere Teil, die Hubbrücke, blieb erhalten und dient heute als technisches Denkmal.
Einen sehr gepflegten Eindruck macht das ehemalige Empfangsgebäude von Karnin, das heute als Wohnhaus genutzt wird. Ansicht von der Gleisseite, mit der Hubbrücke im Hintergrund, 20.8.2019.
Am ehemaligen Bahnhof Usedom sind heute noch mehrere ehemalige Eisenbahngebäude erhalten. Im ehemaligen Empfangsgebäude befindet sich heute das „Informationszentrum Naturpark Usedom“ und beherbergt unter anderem eine Zimmervermittlung.
Obwohl der Zugverkehr hier seit über 70 Jahren ruht, sind am ehemaligen Bahnhof sogar noch die Bahnsteigkanten erhalten!
Am ehemaligen Bahnhof Dargen ist das östliche Stellwerk erhalten geblieben und wird als Wohnhaus genutzt.
Das Empfangsgebäude von Dargen steht dagegen schon länger leer und ist dem Verfall preisgegeben!
Am ehemaligen Bahnhof Kutzow ist eine Unterführung erhalten geblieben. Man könnte meinen diese sei erst vor wenigen Jahren errichtet worden!
Unterführung am ehemaligen Bahnhof Garz. Die Natur hat sich den Bahndamm im Laufe der Jahre zurück erobert.